Norwegen und der größte Staatsfonds der Welt
Der norwegische Staatsfonds ist mittlerweile der größte Staatsfonds der Welt. Im heutigen Blogartikel möchte ich ihn dir näher vorstellen, dir zeigen, dass es auch Staaten gibt, die rational mit ihrem Geld umgehen und dir ein paar Anregungen geben, wie du dein eigenes Depot gestalten kannst.
Internationale Staatsfonds
Fangen wir also mal an. Die Norweger besitzen zwei staatliche Fonds. Einer der bereits seit 1967 existiert, die Gelder der Sozialversicherungen managed und hauptsächlich (85%) in Norwegen oder nordischen Ländern (15%) investiert. Und einen weiteren, der 1990 gegründet wurde, der ausschließlich außerhalb von Norwegen investiert und der sich mittlerweile zum größten Staatsfonds der Welt entwickelt hat. Die Rede ist vom sogenannten Government Pension Fund – Global. Bevor ich näher auf diesen eingehe, schauen wir uns aber erst einmal die internationale Situation in Bezug auf Staatsfonds an.
In Amerika und Europa sind diese nämlich so gut wie nicht vertreten. Stattdessen kommen mit ca. 80% Anteil die meisten staatlichen Fonds aus asiatischen Ländern. Besonders Staaten mit riesigen Ölvorkommen, wie die Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait oder Saudi Arabien besitzen sehr große staatliche Fonds. Ähnlich ist es auch bei Norwegen. Aber auch China, der bevölkerungsreichste Staat der Erde besitzt einen sehr großen staatlichen Fonds, um genau zu sein, den zweitgrößten.
Region | Anteil der Region |
Naher Osten | 40,24% |
Asien | 39,74% |
Europa | 13,11% |
Amerika | 2,80% |
Afrika | 2,70% |
Andere | 1,40% |
Quelle: Statista, 2017
Europa ist in der Verteilung der staatlichen Fonds zwar mit 13,11% angegeben, doch wenn man da mal Norwegen heraus rechnet, bin ich sicher, dass wir über die 2-3% von Amerika und Afrika auch nicht hinauskommen. Vielleicht sollte man sich bei uns da noch eine Scheibe abschneiden.
Der Government Pension Fund Global
Kommen wir nun zum norwegischen Staatsfonds. Ich habe nun zwar schon erwähnt das er der größte staatliche Fonds ist, doch wie groß ist das überhaupt? Hier also ein paar weitere Fakten.
Im Grunde begann alles mit der Entdeckung der ersten Ölvorkommen in der Nordsee Anfang der 1960er Jahre. Während die Förderungen in den 1970er Jahren begannen, in den 1980er Jahren deutlich zunahmen und ihren Höhepunkt im Jahr 1999 hatten, verprassten die Norweger die daraus resultierenden Einnahmen nicht einfach, sondern überlegten sich eine Möglichkeit, wie man für die Zeit vorsorgen kann in der die Ölreserven der Nordsee erschöpft sind und wie die aktuelle und künftige Generationen von den Öleinnahmen profitieren können. Die Lösung dafür war ein staatlicher Pensionsfond, der 1990 gegründet wurde und die durch das Öl generierten Einnahmen verwaltet und – ganz wichtig – investiert. Das Ziel des Fonds war und ist eine höchstmögliche Rendite bei moderatem Risiko. Gut, zugegeben das ist ziemlich schwammig formuliert und letztendlich wollen wir das ja alle.
Mittlerweile besitzt der Fonds ein Volumen von 7.745 Milliarden norwegischen Kronen, das entspricht in etwa 850 Milliarden Euro. Anstatt einer Schuldenuhr, lässt sich auf der Webseite des Fonds also vielmehr eine Vermögensuhr einsehen. Verteilt man diesen Betrag auf alle Einwohner Norwegens, so ergibt das einen Wert von ungefähr 169.000€ pro Person. Das ist natürlich eine ganze Menge, doch eine Auszahlung wäre wohl eher wenig sinnvoll. Bei einer unterstellten Rendite von 5% und einer jährlichen Entnahme von 12.000€ würde das Geld gerade einmal 15 Jahre reichen, wobei die Rentenzeit deutlich länger ist. Viel mehr Nutzen stiftet es daher, wenn das Geld weiterhin investiert bleibt. Denn in 2016 wurden z.b. 212,5 Milliarden Norwegische Kronen (knapp 23 Milliarden Euro) vom Fonds in das Nationale Budget transferiert, die Kindergärten, Schulen, Uni’s, der Infrastruktur, Forschungseinrichtungen etc. zu Gute kommen. Diese 212,5 Milliarden NOK entsprechen in etwa 2,7% des Fondsvolumens und dem Betrag, den die Dividenden der Aktien und die Zinszahlungen der Anleihen ausmachen. Bis vor kurzem durften dem Fonds noch jährlich 4% entnommen werden. Diese wurde aber mittlerweile auf konservativere 3% p.a. reduziert, damit das Kapital nicht angegriffen wird und der Fonds weiter wachsen kann.
Hier noch ein paar harte Fakten, um euch das Ausmaß des Fonds zu verdeutlichen:
- investiert in 77 verschiedene Länder
- investiert in fast 9.000 verschiedene Unternehmen
- hält 1,3% aller börsennotierten Unternehmen weltweit
- hält 2,3% aller börsennotierten Unternehmen in Europa
- hält Anteile an jedem DAX Unternehmen
- aktuelle Asset Allocation: 64,4% Aktien, 32,9% Anleihen, 2,5% Immobilien
Nachfolgend die Liste der größten Beteiligungen des Fonds:
Unternehmen | Vol. in Mrd. NOK | Vol. in Mrd. € |
Apple | 59,6 | 6,4 |
Nestlé | 50,0 | 5,4 |
Royal Dutch Shell | 41,8 | 4,5 |
Alphabet | 40,8 | 4,4 |
Microsoft | 38,5 | 4,1 |
Roche Holding | 37,2 | 4,0 |
Novartis | 33,7 | 3,6 |
Johnson & Johnson | 27,2 | 2,9 |
Amazon | 27,1 | 2,9 |
BlackRock | 26,5 | 2,8 |
Strategie und Rendite
Die Haupteckpunkte der Strategie des Fonds sind:
- breite Diversifizierung
- einsammeln von Risikoprämien über die Zeit
- moderater Spielraum für Abweichungen vom Benchmark Index
- Kosteneffizienz
- klare Führungsstruktur, verantwortliches Management und Ethikrat
Zum Punkt breite Diversifizierung lässt sich sagen, dass diese definitiv gegeben ist und der Fonds aufgrund seiner Kapitalstärke nicht darauf angewiesen ist auf ETF’s zurückzugreifen. So kann er auch gleichzeitig sehr kosteneffizient investieren.
Auf der Fondsseite wird außerdem beschrieben, dass die Investmentstrategie auf dem Prinzip beruht, dass Risiko eingegangen werden muss, um eine zufriedenstellende langfristige Rendite zu erreichen. Das Management ist außerdem nicht darauf aus, die Schwankungen der Rendite zu minimieren, da dies mit einer signifikant geringeren Rendite einhergehen würde. Dies erklärt Punkt 2 und 3.
Zum letzen Punkt lässt sich sagen, dass der Fonds aufgrund seines riesigen Volumens eine enorme Macht auf dem Kapitalmarkt hat, er jedoch nicht für außenpolitische Zwecke eingesetzt werden soll. Daher werden die Entscheidungen des Managements auch streng von einem Ethikrat kontrolliert. Dieser führt eine schwarze Liste mit Unternehmen und Staaten die nicht gekauft werden dürfen. Darunter fallen z.B. Waffenfirmen, Tabakkonzerne oder Bergbauunternehmen. Diese schwarze Liste und der eigentliche Vorsatz sich aus politischen Sachen herauszuhalten, sind hier etwas kritisch zusehen, da die Liste eben sehr hohe Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen hat.
Kommen wir nun zur Rendite. Im Zeitraum vom 1.1.1998 bis zum 31.12.2016 wurde eine Rendite von 5,7% p.a. erreicht. Nach Kosten und Inflation verbleiben davon noch 3,8% p.a.
Also alles in allem ein gutes Ergebnis, besonders da man mit dem ethischen Konzept des Fonds auf Rendite verzichtet. Die Einbußen werden dabei auf ungefähr 1,1% p.a. geschätzt.
Ein besonders positiver Fakt ist aber folgender: In der Finanzkrise im Jahr 2008 betrug die Performance -23,3% und im darauffolgenden Jahr 2009 +25,6%. Nach 2 Jahren war man also fast wieder auf dem alten Stand. Im Vergleich dazu, hat der MSCI World im Jahr 2008 42% verloren und nur 27% in 2009 wieder zugelegt. Der norwegische Staatsfonds weist also wesentlich geringere Schwankungen auf. Und jeder weis, wer 50% Verlust macht, muss anschließen schon 100% Gewinn machen, um wieder +/- 0 heraus zu kommen. Das ist schwer wieder aufzuholen. Hier also ein großes Plus für den riesigen Fonds.
Können wir so etwas in Deutschland auch?
Sehr schnell stößt man auf das Argument, dass wir in Deutschland einfach zu wenig Rohstoffe haben, um ähnliches auf die Beine zu stellen. Das mag sicher stimmen, dass wir nicht auf so große Ölreserven zurückgreifen können, doch entlassen wir uns damit nicht zu zeitig aus der Verantwortung? Vielleicht gibt es ja auch noch andere Wege. Und liest man nicht immer von Deutschland als Exportweltmeister? Da dürfte ja auch etwas Geld reinkommen. Außerdem muss man ja nicht gleich den größten Fonds der Welt auf die Beine stellen. Auch kleinere Fondsvolumen könnten große Erleichterungen oder Verbesserungen bringen. Was meint ihr dazu?
Nur als kleinen Denkanstoß: Jedes Jahr 1 Milliarde in einen deutschen Staatsfonds einzahlen, macht ca. 12,10€ pro Kopf. Bei einer unterstellten Rendite von 5,5% p.a., macht das nach 50 Jahren 260 Milliarden Euro. Nach 100 Jahren wären es absurde 4 Billionen Euro.